Seminar im WS 1993

 


Peter Matussek

Neuere Ansätze der Kulturkritik


 

 

 
   
 

Eine Kultur kann sich nur dann lebendig halten, wenn sie sich öffentliche Instanzen schafft, die sie kritisieren. Insofern begibt sich Kulturkritik, um ein Bild Adornos aufzugreifen, in ein Münchhausen-Dilemma: Wie der Lügenbaron, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen versuchte, stützt sich Kulturkritik auf dasjenige, was sie in Frage stellt.

Dieses Münchhausen-Dilemma kennzeichnet das methodische Grundproblem aller nichtdogmatischen Ansätze der Kulturkritik. Drei ihrer einflußreichsten Strömungen der Gegenwart sollen anhand ausgewählter Texte daraufhin untersucht werden, welche Konsequenzen sie aus dem genannten Dilemma ziehen: Adornos immanente Ideologiekritik, Habermas' Kritik der Verständigungsverhältnisse und Derridas Dekonstruktion des Logozentrismus.

Um die Eigentümlichkeiten der jeweiligen rhetorischen Strategien besser kennenzulernen, werden wir Schreibübungen machen, die anhand ausgewählter Problemstellungen den Duktus der drei Autoren parodieren.